Zeitfenster, jetzt ernsthaft?
Ein Zeitfenster buchen um ein Wiener Museum zu besuchen?
Ja. Im Kunsthistorischen Museum. Bei der vergangenen Bruegel-Schau mussten Besucher Zeitfenster buchen.
Ich hätte mir gar nicht gedacht, dass es bei Wiener Museen Zeitfenster wegen Overtourism gibt. Das kannte ich bisher nur von Sehenswürdigkeiten wie der sixtinischen Kapelle.
Zeitfenster und Kontingente sind Lenkungsmaßnahmen für geplagte Sehenswürdigkeiten, Orte und Destinationen. Gelenkt werden du, und ich, und die zahlreichen Besucher.
Der Tourist zerstört was er sucht, indem er es findet.
Einige Orte trifft es so drastisch wie es der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger beschreibt.
Der Traumstrand aus dem Film “The Beach” mit Leonardo Di Caprio, die weltberühmte Maya-Bucht, bleibt weiterhin für Touristen geschlossen. Das im Juli gesperrte Gebiet erholt sich langsamer als erwartet.
Aber was kannst du als Reisender machen um Overtourism zu vermeiden? Dich mit dem Thema beschäftigen. Blog Artikel wie diesen lesen. Und aktiv werden.
Bist du bereit? Dann gehen wir es an.
Bühne frei für Wege und Regeln die dir helfen, um Overtourism zu vermeiden.
1) Bereite dich vor
Nimm dir Zeit für die Vorbereitung deiner Reise. Und mach mehr aus deinem Urlaub. Was für eine Reise möchtest du eigentlich unternehmen?
Informiere dich über dein Reiseziel und das Gastland. Insbesondere über die Wassersituation, Landnutzung und Menschenrechte.
Wie das gehen soll? Ganz einfach. Google und lies mindestens drei Blogartikel über dein Reiseziel. Oder besorge dir Reiseführer. Die Stefan Loose Travel Handbücher haben umweltfreundliche und sozial verantwortliche Plätze extra gekennzeichnet.
Lerne mindestens zehn Wörter in der Sprache deiner Gastgeber. Diese öffnen viele Türen und Herzen. Mach dir Notizen. Und nimm diese mit.
Man reist ja nicht um anzukommen, sondern um zu reisen.
Johann Wolfgang von Goethe
2) Reise außerhalb der Saison
Vermeide nach Möglichkeit Reisen in der Hochsaison. Hochsaison, auch bekannt unter High-Season, ist dann, wenn sehr viele einen Ort, Destination oder Sehenswürdigkeit besuchen. Hohe Nachfrage.
Wenn schulpflichtige Kinder im Haushalt sind, dann sind gemeinsame Urlaube an Schulferien gebunden. Der nächste Weg, unter Punkt 3), ist dann noch wichtiger.
Es gibt nicht die “eine” Hochsaison. Der Zeitraum hängt vom Klima, Jahreszeiten und Veranstaltungen vor Ort ab.
Bei den Tourismusbüros und Fremdenverkehrsämtern erfährst du wann für deine Destination Hochsaison ist. Frag nach.
Und du sparst Geld, wenn du in der Nebensaison verreist. Oder noch besser in der Low-Season. Monate Jänner, Februar und November sind bei den meisten europäischen Großstädten Low-Season.
Und ein weiterer Erfahrungswert für europäische Großstädte:
Wenn du Geld sparen möchtest, dann übernachte am Sonntag. Sonntags sind Hotels in der Regel schwach ausgelastet und günstiger.
3) Besuche alternative Orte
Es muss nicht Nordkorea sein, um den Trubel zu vermeiden. Es gibt viele Orte und Destinationen die nicht auf dem allgemeinen Radar blinken.
Viele verborgene Schätze warten darauf, entdeckt zu werden. Ein Reiseziel, das sich auf Trendkurs befindet, und gut erreichbar ist, das ist Serbien.
In Europa gibt es unüberschaubar viele interessante und besondere Reiseziele. Zu jeder Jahreszeit. Und wenn du dich wie in Punkt 1) beschrieben vorbereitet hast, dann findest du leicht weniger besuchte Destinationen.
Und sogar bei beliebten Zielen, wie der Wachau, kannst du auch in Ruhe auf alternativen Routen wandern.
Du kannst auch viel besuchte Städte wie Lissabon, Paris oder Rom aus einem anderen Blickwinkel erleben. Guides bei Migrantour haben Migrationsbiographie. Und bieten interkulturelle Führungen in verschiedenen europäischen Städten an.
In Wien gibt es die Supertramps Tour. Deren Guides sind, oder waren, obdachlos. Auf den Touren in Wien erzählen sie von ihrem Leben auf der Straße.
4) Wenn Markus- oder Stephansplatz, dann zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit
Alles schön und gut was ich oben beschreibe. Aber du möchtest auch mal, oder öfter, den Markusplatz in Venedig, oder den Stephansplatz in Wien, oder einen anderen super bekannten und überlaufenen Ort besuchen.
Oder andere Plätze die ganzjährig Hochsaison haben. Und du willst dabei nicht von tausenden Menschen umgeben sein? Während die Sagrada Familia zu Tode fotografiert wird.
Dann besuche diese Orte zu einer ungewöhnlichen Uhrzeit. Am Besten früh morgens. Was gibt es schöneres, als einen Spaziergang wenn eine Stadt erwacht?
Du bist kein Frühaufsteher? Dann besuche deine super Sehenswürdigkeit spät am Abend, oder noch besser zur Geisterstunde. Mache einen nächtlichen Spaziergang. Es lohnt sich.
5) Reise verantwortungsvoll
Der Einfall touristischer Horden führt zur Ausrottung des Schönen.
Andre Heller drückt im Vergleich zu Hans Magnus Enzensberger noch eins drauf. Damit das Schöne auch für zukünftige Generationen erhalten bleibt, sollte jeder von uns verantwortungsvoll reisen. Was ich darunter verstehe?
Am Wohnort achten viele auf die Umwelt. Und bevorzugen regionale und saisonale Waren. Nutzen fair erzeugte Bio Produkte und Ökostrom. Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Trennen den Müll.
Viele dieser Menschen handeln wenn sie verreisen, anders. So als gäbe es kein Morgen. Es kommt aber auf jeden Einzelnen von uns an. Wie zu Hause, so auch auf Reisen gilt es, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren.
Und die eine oder andere Brücke zwischen dem Urlaubsort, und dem Wohnort zu bauen. Zum Beispiel in Form von Interesse, Empathie und Lob.
Fazit
Wenn du glücklich reisen möchtest, dann bereite dich vor. Reise behutsam und nimm die Umgebung bewusst auf. Informiere dich, und plane genau wann du welche Destination besuchst. Achte auch auf Reisen auf deinen ökologischen Fußabdruck.
Laut dem Ruefa Reisekompass 2019 wünschen sich zwei Drittel der Österreichern mehr nachhaltige Reiseangebote und…
…verzichten auf den Besuch touristischer Attraktionen, weil sie ihrer Meinung nach zu überlaufen sind.
Mich interessiert ob du bereits Overtourism erlebt hast? Wenn ja, hast du damit gerechnet?
Und was mich auch brennend interessiert ist deine Meinung zu meinem Beitrag.
Hast du andere Vorschläge und Ideen um Overtourism zu vermeiden?
Ich freue mich über dein Kommentar.
Reise viel, reise gut, reise verantwortungsvoll.
Hi Antal!
Ich hab noch einen zusätzlichen Tipp: Hol die Infos von Einheimischen. Das reicht spätestens in der Unterkunft. Für meinen Venedigaufenthalt letzten Sommer (Hochsaison, wobei das bei der Stadt fast ganzjährig zutrifft) war das Gold wert.
Der Markusplatz ist ab 17:00 fast menschenleer. Wir haben uns so viel mehr als Venedig selbst angesehen (die gesamte Umgebung ist traumhaft). Dem Massentourismus sind wir einerseits durch die Tipps unserer Gastgeberin ausgekommen und andererseits, indem wir immer die andere Richtung als die Massen eingeschlagen haben. Dadurch haben wir auch Orte/Plätze entdeckt, die man sonst vermutlich nicht entdecken würde.
Und was ganz wichtig war: Wir haben alles wirken lassen – große Sehenswürdigkeiten ausge- und die Kamera stecken lassen.
Venedig war – ganz unerwartet – einer meiner bisher schönsten Urlaube!
Liebe Grüße
Sabrina
Hey Sabrina,
vielen Dank für dein Kommentar. Stimmt, Infos von Einheimischen sind sehr gut und hilfreich. Und überhaupt, wie heißt es schön bei uns in Wien „durchs Reden kommen die Leute zusammen“.
Schönen Tag noch,
mit lieben Grüßen,
Antal