Das Donaujuwel Wachau ist eine wahre Genuss Granate. Und zu jeder Jahreszeit für einen Besuch gut. Ich war am letzten Juli Wochenende im UNESCO Weltkulturerbe an der Donau. Die Wachau ist besonders bekannt für ihre Marillen. Die gab es im Juli nicht mehr, aber dafür besten heurigen Grünen Veltliner. Weinbau in idyllischen Dörfern prägt die Wachau seit Jahrhunderten. Und ebenfalls die traditionelle Gastfreundschaft. Die Hilfsbereitschaft der Einheimischen hat mir geholfen, am Montag pünktlich zurück ins Büro zu kommen. Darüber später mehr.

Die Wachau ist ebenso berühmt für “Mariandl”. Das Lied aus dem gleichnamigen Film. Wer kennt nicht den Refrain vom Songtext: “Mariandl-andl-andl, aus dem Wachauer Landl-landl”. Das enge Donautal und Wohlfühllandschaft, zwischen Melk und Krems, erstreckt sich über 36 Kilometer. Klöster und Burgen thronen entlang der Donau. Dürnstein ist der bekannteste und meistbesuchte Ort der Wachau. Hauptsächlich aus zwei Gründen: der berühmten Stiftskirche Dürnstein, mit seinem blau-weißen Kirchturm. Und der Burgruine mit der Sage um Richard Löwenherz. Alleine Dürnstein, das Wahrzeichen der Wachau, zieht jährlich eine Million Gäste an.
Das milde Klima in der Wachau und die Landschaft bieten beste Lebensbedingungen. Bereits in der Steinzeit war die Region entlang der Donau Siedlungsgebiet für den Menschen. Bekannteste Zeugin ist die rund 30.000 Jahre alte weltberühmte Statue “Venus von Willendorf”. Sie wurde vor 100 Jahren beim Bau der Donauuferbahn im kleinen Ort Willendorf in der Oberen Wachau gefunden.
Frühstück im MOYOme in Krems
Kurz nach acht Uhr in der Früh ging’s für mich mit den Österreichischen Bundesbahnen ab Wien Franz-Josefs-Bahnhof Richtung Wachau los. Bereits eine Stunde später kommt der Zug namens Rex in Krems an. Und es gibt kaum einen besseren Weg eine frühmorgendliche Zugfahrt fort zu setzen, als mit einem guten Frühstück. Das MOYOme im Herzen der Kremser Fußgängerzone ist ein Lokal ganz nach meinem Geschmack.
Das war mein erster Gedanke als ich die Website besuche. Und dieser Eindruck wurde voll und ganz bestätigt. Ich brauche weniger als zehn Minuten zu Fuß vom Kremser Bahnhof ins MOYOme. Und der kurze Weg lohnt sich.

Moyo ist Swahili und heißt Spirit, Seele, Harmonie, Traum. Moyome bedeutet mein Spirit, meine Seele, meine Harmonie, mein Traum. Es ist kein Traum, sondern im MOYOme werden ausschließlich Lebensmittel aus der Region verwendet. Ohne bi-ba-po wie Geschmacksverstärker, künstliche Aromen, Fertigprodukte, Frittiertes oder Palmöl. Eine Mikrowelle sucht man vergebens. Sie haben keine. Dafür gibt’s viel Bio.
Speisen aus aller Welt werden kredenzt. Spezialitäten von Tel Aviv über Cape Town bis zum Wachauer Donaustrand. Ich entscheide mich für Shakshuka, ein nordafrikanisches Eiergericht. Das kleine, trendige Restaurant mit Gastgarten gibt es bereits seit fünf Jahren, so die freundliche Kellnerin auf meine Anfrage. Das MOYOme ist offensichtlich ein Kremser Hotspot. An diesen Samstag Vormittag ist kein Tisch frei.

Wachau Bahn

Etwas Länger als mein neues lieblings Lokal in Krems, gibt es die Wachau Bahn. Seit über 100 Jahren verkehrt die Wachau Bahn. Ab Krems geht’s Natur schonend Richtung Emmersdorf. Am Kremser Hauptbahnhof sehe ich wartende Wagons der Wachau Bahn, aber keinen Ticket Schalter. Am ÖBB Schalter frage ich wo es Tickets für die Wachau Bahn gibt.
“Das ist eine Privatbahn, Tickets bekommen sie im Zug”,
so die Auskunft des ÖBB Bediensteten. Na dann, ab zum Bahnsteig. Für Fans von Bahnreisen, wie ich einer bin, ein Highlight, und ganz besonderer Genuß.

Der Zug besteht aus zwei großen, komfortablen Waggons. Da ich noch eine Schifffahrt unternehmen werde, kaufe ich beim Schaffner ein “Zug und Schiff Kombiticket”. Es gibt eine große Auswahl an freien Fensterplätzen. An diesem Samstagvormittag sind nur wenige Passagiere unterwegs. Einige haben Fahrräder mit. Diese können gratis mitgenommen werden. Große Panoramafenster sind optimal um während der Fahrt die Donau, Weingärten, Schlösser und die grüne Landschaft zu bestaunen. Die Fahrt bietet tolle Ausblicke auf das Naturwunder Wachau.

Es gibt so viel zu sehen aus dem Zug. Die Entscheidung, ob ich nach rechts, oder doch nach links schauen soll, ist nicht einfach zu treffen. Die Geschwindigkeit der Bahn schwankt. Mal geht es verhältnismäßig flott mit rund 60 Stundenkilometern dahin. Mal bummelt die Bahn gemütlich und langsam über die Schienen. Unüberhörbar und unverwechselbar in der gesamten Wachau ist das Signalhorn der Bahn. Da die Bahn oft Straßen quert, ertönt das Signalhorn so gut wie alle paar Minuten. In Spitz an der Donau steige ich aus, und mache einen Spaziergang im bekanntesten Weinort Österreichs. Der Weg vom Bahnhof zur Kirche ist wie eine Zeitreise in die Vergangenheit. Traktoren säumen die Straße, Barocke Bürgerhäuser, romantische Innenhöfe und historische Plätze wohin das Auge blickt.

Wachau Schifffahrt
Transportmittel in der Wachau können miteinander kombiniert werden: Leihrad, Donauschiff, Bus, Wachaubahn, Fähre, Segway und natürlich die beliebten E-Bikes. 10 Punkte für das umweltfreundliche Mobilitätskonzept. So kann die Wachau bestens ohne Auto entdeckt werden. Damit das Tal auch weiterhin ein Naturwunder bleibt.
Ich finde, vom Schiff, an der schönen, fast blauen Donau, erlebt man die Wachau am intensivsten. Und daher gehe ich in Spitz an Bord der frisch renovierten MS Wachau. Und lasse mich bei der kleinen Wachauschifffahrt von der magischen Gegend verzaubern. Die MS Wachau ist,
“der Klassiker unter den österreichischen Ausflugsschiffen,”
sagt die DDSG.

Oben, am offenen Deck, gibt es einen genialen Ausblick. Dörfer, Burgen und Weingärten reihen sich an einander. Ein “woow!” folgt dem anderen während die MS Wachau gemütlich auf der Donau gleitet.

In Dürnstein ist eine Gruppe chinesischer Touristen zugestiegen. Mit einigen bin ich ins Gespräch gekommen. Es ist der Chor der chinesischen Stadt Guangzhou. Sie fahren über Krems nach Linz zum Bruckner Konservatorium. Und dann weiter nach Prag. Von Österreich und der Wachau sind sie begeistert.

Übrigens war von wesentlicher Bedeutung für die Zukunft der Landschaft der erfolgreiche Kampf gegen das Donaukraftwerk bei Rührsdorf in den 1970ern und 1980ern. Der Bau des Kraftwerks wurde verhindert. Darauf bewarb sich die Wachau um die Auszeichnung als UNESCO Weltkulturerbe. Und erhielt diese Auszeichnung. Einsatz für den Umweltschutz lohnt sich, so sehe ich das.

Wandern in der Wachau
Alle die fürs Wandern nicht unbedingt alpine Höhen benötigen, sind mit einem Ausflug in die Wachau sehr gut beraten. Wandern ist die umweltschonendste Variante des Reisens überhaupt. Nur zu Hause bleiben produziert weniger CO2.

In der Natur und im Grünen erfahre ich persönlich sehr viel Ruhe, und Zeit zum Nachdenken. Sonntag Vormittag bin ich von Mautern zum Süßenberg gewandert. Anfang Juli gab es einiges an Berichten und Artikeln zum overtoursim in der Wachau. Der Grund war eine Erhebung des Vereins Welterbegemeinden Wachau.
Kostet die Wachau bald Eintritt?
Lautete eine der Schlagzeilen. Auf meinem Weg von Mautern zum Süßenberg sind mir drei Menschen und zwei Hunde entgegen gekommen. Eigentlch alles andere als overtourism.

Eine der schönsten Weitwander-Routen Österreichs befindet sich in der Wachau. Der Welterbesteig ist rund 180 Kilometer lang und ist in 14 Etappen unterteilt. Und der Welterbesteig kann in beiden Richtungen bewandert werden.

Heurige und Buschenschenke
Am Abend spaziere ich an Weingärten vorbei nach Furth, zum Heurigen Rohrauer. Den Tag gemütlicher ausklingen zu lassen, als mit dem Besuch einer Buschenschenke, das geht kaum. Der Name Buschenschenke geht übrigens auf die althergebrachte Sitte zurück, einen Wacholderstrauss, den “Buschen”, während der Öffnungszeiten über den Eingang zu hängen.

Heurigen Wein trinken ist genussreich. Heurigen Wein in einem Weingarten trinken ist ein Genuss für alle Sinne. Und Heurigen Wein in einem Weingarten, mit Blick auf den Stift Göttweig trinken, ist ein Erlebnis der besonderen Art. Alle Tische sind besetzt. Aber wie bei Heurigen üblich, setze ich mich zu jemanden dazu. Ein nettes Plauscherl mit Einheimischen ist doch was wundervolles. Da kann man gut und ruhig sämtliche Hotspots und Bilder für Instagram vergessen. Bis auf ein paar Bilder.

Ich habe schon öfter Österreichs wichtigsten und berühmtesten Weißwein, den Grünen Veltliner, getrunken. Aber er hat mir noch nie so gut wie beim Heurigen Rohrauer geschmeckt. Frisch und fruchtig zugleich. Eine Geschmacks Granate, finde ich.

Übernachten
Eingebettet in einem Wein- und Marillengarten in Mautern liegt das Gästehaus und Bio Betrieb im Wachauer Stil Ad vineas. Dieser Bio Betrieb war einer der Gründe meines Wochenend-Ausfluges in die Wachau. Seit 2008 ist Ad vineas das Gästehaus des berühmten Weingutes Nikolaihof. Nach strengen Demeter Richtlinien werden auf 22 Hektar besonders Riesling und Grüner Veltliner kultiviert. In den Weingärten werden keine Herbizide, Pestizide, Kunstdünger oder synthetische Spritzmittel verwendet. Das Weingut kann eigentlich besucht und besichtigt werden. Allerdings gibt es während meines Aufenthaltes eine Sommerpause. Auch gut. Eine Pause muss auch mal sein.

Vom Familienbetrieb Ad vineas lässt sich die Wachau optimal erkunden. Elisabeth und Martin Samek von Ad vineas sind zuvorkommende und tolle Gastgeber.
Frühstück gibt es bis alle gefrühstückt haben,
so Frau Samek beim freundlichen Empfang beim check-in. Es ist ihnen gelungen eine Entschleunigungszone zu schaffen. Ein Gästehaus in dem ich mich von Anfang an wohl gefühlt habe.
Nachhaltiges und regional-ökonomisches Wirtschaften spielen darüber hinaus eine große Rolle im Wachauer Betrieb. “Mit Freunden die Professionisten sind, weil nur so war es möglich in einem halben Jahr einen großen Zubau mit neuen Zimmer auf zu bauen”, verriet mir Martin Samek. Oben, auf dem neuen Zubau, ist zudem eine neue Photovoltaik Anlage installiert. Des Weiteren planen sie bis Jahresende die Null Energie Bilanz zu erreichen.
In unserem Gespräch verrät mir Herr Samek schließlich eine neue Sichtweise zur Nachhaltigkeit:
Gäste die gerne, und immer und immer wieder kommen, das ist auch Nachhaltigkeit.
Ich werde auch bestimmt wieder im Ad vineas einkehren und nächtigen. Auf overtourism angesprochen, sagt Martin Samek, dass Mautern sowieso anders ist. Gar nicht überfüllt. Höchstens bei Dürnstein gibt es Zeiten mit sehr vielen Touristen. Ja, da hat er recht.
Abreise
Bei der Abreise verpasse ich fast meinen Zug nach Wien. Montag in der Früh, kurz nach sieben Uhr, habe ich mich auf den Weg zur Bus Haltestelle beim Mauterner Rathaus gemacht. Nach ein paar Minuten angekommen, warte ich vergeblich auf den Bus nach Krems. Der kommt nicht. Der Grund, so erfuhr ich später, war eine Umleitung. Er kam, aber nicht zum Rathaus. Somit geriet mein Zeitplan – mit dem Bus nach Krems, und von dort mit dem Zug nach Wien, um pünktlich um 9 Uhr im Büro zu sein – ins Schleudern.
Während ich wartete, beobachte ich ratlos den früh morgen Verkehr, und die vielen Schaumrollen in der Konditorei neben der Busstation. Die Dame in der Konditorei und Schaubackstube Krenn bestätigt meine Befürchtung. Der Bus fährt die Station gerade nicht an. Weder Google, noch der Aushang an der Station wissen davon. Schnell improvisieren lautet da die Devise. Und dabei hilft mir ein freundlicher Einheimischer, der Erledigungen für die Konditorei hatte. Er bietet mir spontan an, mich mit seinem Auto zum Kremser Bahnhof zu führen. Das Angebot nehme ich dankend an, und schaffe es pünktlich zu meinem Zug nach Wien.
Fazit
Die Wachau hat mich schon bei der Anreise in ihren Bann gezogen. Denn bereits im Zug namens Rex vom Wiener Franz Josefs Bahnhof stiegen immer wieder Tagesausflügler und Reisende mit dem Ziel Wachau zu. Während ich ihren Erfahrungen und Erwartungen lauschte, stimmte mich die Donau neben der Strecke schon auf die Wachau ein. Die Natur und die Menschen (kann man eigentlich Wachauaner sagen?), das ist es was, dieses Tal an der Donau so besonders macht. Und das, was Menschen daraus gemacht haben. Ein Natur Paradies. Ohne ein weiteres Donaukraftwerk. Zu viel Tourismus, overtourism, wie man es auch nennen mag, das gibt es in der Wachau als Ganzes so nicht. Natürlich sind eine Million Gäste pro Jahr für das kleine, aber weltberühmte, Dürnstein mit 900 Einwohnern sehr viel.
Was mich aber interessiert, warst du schon in der Wachau? Und welche Erfahrungen hast du dabei gemacht? Ich freue mich über euer Kommentar.
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