Jede Reise ist ein Kompromiss.
Mit jedem Besuch zu einem Reiseziel trägt man zu seinem Untergang bei.
Nicht mehr zu reisen, ist keine gute Alternative. Es geht daher um das wie, und wohin wir reisen.
Ein Zeitsprung zurück in den Jänner 2018, zur Ferien Messe Wien.
Auch dieses Jahr habe ich Österreichs größte Reisemesse besucht.
Emotionen wecken und Werbung für Urlaub machen. Von A wie Abenteuerreisen, bis W wie Wellnessaufenthalte.
In zwei großen Hallen preisen insgesamt 859 Aussteller ihre Reiseprodukte an. Die Messe ist sehr gut besucht. Alt und Jung erkundigt sich über die schönsten Karibik Strände, günstige Pauschalreisen und City Trips. Kreuzfahrt Reedereien nehmen einen Großteil der Halle ein. Und nur ein paar kleine Nischen Reiseveranstalter bieten wirklich klimabewusste und faire Reisen an.
*Foto*
Einer davon, und Mitglied beim Forum Anders Reisen, ist Oliva Reisen. Erlebnisreisen, Wanderreisen, Gartenreisen, bewusst reisen, Grüne Zeichen setzen und die Natur achten und beachten. Umweltschonend Urlaub machen ist bei Oliva Reisen stets dabei. Aber nicht mit erhobenem Zeigefinger. Denn damit wären keine Urlaube, Erholung und Abenteuer zu verkaufen. Es ist ein Paradoxon. Viele trennen eifrig zu Hause ihren Müll, kaufen Fair & Bio ein und engagieren sich für soziale Projekte. Sobald sie in den Urlaub fahren, und verreisen, handeln die meisten anders.
“Im Urlaub möchte ich es mir gut gehen lassen, und nicht auch noch über die Alltagssorgen grübeln. Mach mir jetzt kein schlechtes Gewissen, ich tu eh so viel für die Umwelt.”
Das sagte mir unlängst Martina, eine Freundin. Sie ist keine Ausnahme, sondern eher die Regel. Zu Hause umweltbewusst und sozial engagiert, und unterwegs ein Urlaubs-Umweltschwein. Das schlechte Gewissen bringt der Umwelt und euren Gastgebern vor Ort gar nichts. Null komma Josef. Niente. Nada. Informieren und Reise Gewohnheiten ändern & korrigieren ist meine Devise. Mit Gewohnheiten ändern meine ich, die eigene Komfortzone zu verlassen. Für viele, so auch für mich, geht es darum, mit kleinen Veränderungen zu beginnen. Und weiter zu machen.
*Foto Berg Rucksack*
Packt bei euren Reisen folgende fünf Regeln ein. Die Regeln, bzw. Wege, sind eine Mischung meiner bisherigen Erfahrungen und Beobachtungen. Und der Empfehlungen vom arbeitkreis für tourismus & entwicklung. Die fünf Wege werden euch wie ein Kompass zeigen, welche Richtung hilfreich für die Umwelt und die Menschen vor Ort ist. Und an welchen Schrauben ihr wie drehen könnt. Man kann beim Reisen niemals gar keine Spuren hinterlassen. Aber ihr könnt eure Spuren, und euren ökologischen Fußabdruck, reduzieren.
Hier sind die fünf Regeln die euch beim verantwortungsbewussten Reisen unterstützen:
Zeit nehmen
Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich. Denn Satz habe ich mal gehört, und ich denke immer wieder daran. Nehmt euch Zeit für eure Reisen. Und besonders für euren Urlaub. Und das gilt vor, während, und nach der Reise. Das machen ja viele bereits, aber oft benötigen wir einen Impuls um etwas auch wirklich zu tun. Lest Blogs, besorgt euch Reiseführer für eure Destination. recherchiert. Und mach euch schlau über die Land und Leute die ihr besucht. Lernt bevor ihr anreist einige Wörter und Phrasen in der Sprache deiner Gastgeber.
Reist seltener, und bleibt dafür länger. Bei längeren Aufenthalten und Urlauben ist der Erholungsfaktor größer. Und je mehr Zeit ihr euch nimmt, umso besser lernt ihr Land und Leute kennen. Längere Aufenthalte, und nicht so häufiges Reisen unsere Natur und das Klima. Für ganz Mutige habe ich eine Draufgabe. Für manche von euch, so wie für mich, eine Art Mutprobe. Geht bei einer Reise mit Einheimischen essen. Damit meine ich Menschen die ihr bereits kennt, oder Menschen die ihr nicht kennt. Ladet Menschen zum Essen ein, und lernt sie so kennen. Auch wenn ihr deren Sprache kaum, oder sogar gar nicht, beherrscht. Hat jemand von euch bereits einen Fremden im Urlaub, oder bei einer anderen Reise, zum Essen eingeladen?
Respekt vor der Umwelt
Eigene Komfort Ansprüche dürfen vor Ort nicht zum Verbrauch von knappen Ressourcen wie Land und Wasser führen. Das ist aber leider die Regel. Gerade bei beliebten Sommer-Urlaubs Destinationen wie Italien, Spanien, Griechenland, Türkei. Aber auch bei Ferndestinationen, sei es in Südamerika, Afrika, oder Asien. Viele Reisende wollen im Gastland den gleichen Standard wie zu Hause in Wien, oder sonstwo in West Europa, haben. Ich finde das verrückt. Verbraucht nicht mehr Wasser als die Einheimischen. Wo ein Meer ist, da ist kein Pool notwendig. Informiert euch vorher über die Wasser Situation in dem Land das ihr bereist.
*Foto irgendwas mit Wasser – von mir etwas??*
Fast 100 Hotels haben sich unter dem Namen BIO-Hotels zusammengeschlossen. Und bieten in sechs Ländern,darunter auch Österreich, ökologische Bio – Urlaube. Seit über 25 Jahren gibt es das Österreichische Umweltzeichen für Tourismusbetriebe.
Für eure Urlaubsreisen gilt das gleiche wie zu Hause. Belastet nicht unnötig die Umwelt, und wählt umweltfreundliche Verkehrsmittel.
Es gibt ein paar einfache Merkformeln:
Gehen vor Fahrrad vor Bus vor Bahn vor Auto vor Flugzeug. Wähle nahe Reiseziele. Je weiter ihr weg fährt, desto länger solltet ihr dort bleiben. Fernreisen mit dem Flugzeug sollten Ausnahmen und absolute Höhepunkte sein. Mit Höhepunkte ist nicht gemeint, Fernreisen per Flugzeug alle paar Jahre zu unternehmen. Ich meine damit etwas ganz seltenes. Leistet euch Fernreisen mit dem Flugzeug ein paar Mal im Leben. Nicht öfter.
Denn die An- und Abreise sind beim Urlaub, und auf Reisen, die größte Belastung für Natur und das Klima. Fliegen ist die Achillesferse des Reisens. Beim Fliegen gilt laut WWF: nicht unter 700 Kilometern. Bis 2.000 Kilometer mindestens acht Tage Aufenthalt. Über 2.000 Kilometer mindestens 15 Tage Aufenthalt.
Als ich klein war, da sind wir im Sommer mit der Bahn an die Adria gefahren. Und zwei Wochen lang sind wir in Trpanj, auf der dalmatinischen Halbinsel Peljesac geblieben. Das war der Familien Bade- und Jahresurlaub. Wie ist es bei dir? Gibt es auch Veränderungen beim Reisen, einst, und heute?
Fairer Austausch
Willkommen geheißen zu werden, ist ein großes Privileg. Und ein fairer Austausch mit den Bereisten, bzw. den Einheimischen vor Ort, ist notwendig und wichtig. Wertschätzung, Toleranz und eigene Ansprüche hintanstellen sind auch hier die Bestandteile. Besucht keine Destinationen wo andere Menschen für euch den Platz räumen mussten. Unterstütze die Rechte der gastgebenden Bevölkerung auf Mitsprache und Teilhabe am Tourismus.
Ich reise am Liebsten an Orte, an denen man sich freut, mich zu sehen. Meidet Länder und Destinationen in denen euch Zäune von den Einheimischen trennen. Damit meine ich weder Österreich, noch Deutschland mit dem aktuellen Errichten der Zäune. Reise lieber dorthin, wo du dir vorstellen könntest zu wohnen. Ich habe 2001 in der Dominikanischen Republik Urlaub gemacht. Und es gab rund um die Anlage tatsächlich einen hohen Zaun. Und es hieß damals, geht ja nicht raus aus der Anlage.
Handle und reise verantwortungsbewusst
Nutzen für Einheimische
Bevorzugt nach Möglichkeit familienbetriebene Unterkünfte und Dienstleistungen. Meidet Pauschalreisen. Bucht am besten vor Ort lokale Führungen und Touren. Fahrt mit den lokalen Bussen. So wie die Einheimischen. Konsumiert lokal hergestellte Produkte. Fragt vor dem Kauf nach wo Souvenirs und Reiseandenken hergestellt wurden. Im Juli war ich in Bratislava. Und dort in einem Souvenirladen. In diesem gab es die Bratislava-Burg als Mitbringsel. Hergestellt in China. Neben mir standen chinesische Touristen. Und kauften diese kleine Burg die mehr als 7.000 Kilometer zurück gelegt hat. Und nahmen sie als Mitbringsel in das Herstellungsland mit. Schon verrückt, wie manches auf der Welt funktioniert. Das meiste Geld, das mit dem Tourismus gemacht wird, verbleibt bei den Konzernen aus den Industrieländern. Reiseveranstalter, Fluglinien, Hotelketten und Reedereien stammen meist von der Nordhalbkugel. Vor allem bei All-Inclusive Angeboten bleibt vom Geld der Urlauber wenig in der bereisten Region. Für Thailand, Kuba und Gambia kommt die New Economics Foundation auf Rückflussraten von 75 Prozent, bei Kenia sogar von 85 Prozent.
Faire Preise
Geiz ist weder geil, noch gut. Last minute Angebote und Special Deals erfreuen nicht nur Schnäppchenjäger, sondern so gut wie jeden. Mittlerweile genießt die Suche nach dem billigsten Flug und der günstigsten Übernachtung Volkssport Charakter. Nachhaltigkeit im Tourismus verträgt sich nicht mit € 19,- Wien – Mallorca Flugtickets und Übernachtungen zu Spott Preisen.
“Nachhaltiger Tourismus ist langfristig, in Bezug auf heutige wie zukünftige Generationen. Ethisch und sozial gerecht und kulturell angepasst. Ökologisch tragfähig wie wirtschaftlich sinnvoll und ergiebig.”
So die Definition von Deutsche Forum Umwelt und Entwicklung bereits 1999 bei einer UN-Konferenz in New York
Für nachhaltigen Tourismus gibt es allerdings mehr als 140 Siegel. Die wenigsten kennen diese. Der Wiedererkennungswert, wie beim Fair-Trade Siegel, ist daher nicht vorhanden.
Ich empfehle folgende zwei Siegel bei eurer Reiseplanung zu berücksichtigen. TourCert berücksichtigt sowohl Unterkünfte, als auch die Anreise bei der Zertifizierung von Reiseveranstaltern. Beim Forum Anders Reisen haben sich 100 Reiseveranstalter zusammengeschlossen und engagieren sich für einen nachhaltigen Tourismus. Überprüft beim Buchen eurer Reise auch das oben erwähnte österreichische Umweltzeichen.
Fragt beim Anbieter eurer Reise nach welchen Anteil am Reisepreis die Gastgeber erhalten.
Fazit
Ich möchte dich dabei unterstützen, deinen Urlaub anders zu gestalten, umweltfreundlicher. Und deine Reisen besser zu planen. Das Bewusstsein für nachhaltiges Leben im Alltag wächst stetig. Und das ist gut so.
Nachhaltiges Reisen ist für Alle, die mehr aus ihrem Urlaub machen wollen. Was uns vereint: dass wir eine andere Kultur kennenlernen möchten, und nicht nur am Strand rumhängen wollen.
Und was ist eigentlich der Grund, warum viele großen Wert auf westliche Standards in entlegensten Orten legen? Für viele ist das Reisen eine Art Statussymbol. Man erzählt gern, was man sich leisten kann. Laßt uns authentischer und verantwortungsbewusster reisen. Nehmt euch mehr Zeit für eure Reisen. Erkundigt euch über die Umwelt und Menschenrechts Situation in dem Land das ihr besucht. Achtet am Urlaubsort auf Menschen und Natur.
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